beschreibung
„Aus Ereignissen werden Erlebnisse, Erlebnisse bündeln sich zu Erfahrungen, aus Erfahrungen werden Erkenntnisse gezogen.“ (Michl, 2015, S. 10)
Das Geocaching ist eine spielerische und handlungsorientierte Methode aus dem Bereich der Erlebnispädagogik. Im Bildungskontext existiert zudem der Begriff „Educaching“. Es handelt sich um eine moderne Form der Schnitzeljagd, bei der die Schüler*innen eigenständig einzelne Stationen mithilfe von GPS-Geräten suchen und verschiedene Aufgaben lösen müssen, um am Ende einen Schatz – den sogenannten „cache“ – zu finden. Die Fragen der Geocaching-Rallye können sich inhaltlich auf ein aktuelles Unterrichtsthema beziehen.
Die erlebnispädagogische Methode bietet viel Raum für selbstständiges Handeln, soziales Lernen und weckt die Abenteuerlust der Kinder und Jugendlichen. Schulaufgaben werden zu spannenden Rätseln, die auf unterschiedliche Weise gelöst werden müssen.
Das Geocaching wird allerdings erst dann zu einer Unterrichtsmethode, wenn es didaktisch aufbereitet wird. Eine Geocaching-Tour sollte daher nicht ohne ein vorher klar formuliertes Ziel und im Rahmen einer themenorientierten Unterrichtseinheit durchgeführt werden.
Auch eine anschließende Reflexion im Plenum ist sehr zu empfehlen um sich über das gemeinsame Erlebnis auszutauschen und einen Transfer in die Unterrichtseinheit zu ermöglichen. Denn jede*r Schüler*in nimmt das Ereignis subjektiv und individuell wahr.
Durchführung
Zu Beginn der Geocaching-Rallye wird die Funktionsweise der GPS-Geräte erklärt und ausprobiert. Bevor die Schatzsuche starten kann, sollten allgemeine Regeln besprochen werden (Naturschutz und Spielregeln wie z. B. auf den Waldwegen bleiben). Die Klasse wird in kleinere Gruppen aufgeteilt (max. 4 Pers.), die je einen Fragebogen mit Aufgaben zum Unterrichtsthema erhalten. Obwohl alle die gleichen Stationen anlaufen und dasselbe Endziel verfolgen, kann jede Gruppe unterschiedliche Aufgaben bekommen (Differenzierungsmöglichkeit). Nun ist gute Zusammenarbeit gefragt! Denn bei der richtigen Beantwortung einer Frage erhalten die einzelnen Teams eine Koordinate. Nur mithilfe der Lösungen der anderen Gruppen können die Koordinaten für die nächste Station vollständig in die GPS-Geräte eingegeben werden. Die ganze Klasse muss sich also an jedem Treffpunkt immer wieder zusammenfinden. Zur besseren Orientierung und Stärkung des Wir-Gefühls kann sich jedes Team einen Gruppennamen, ein gemeinsames Zeichen, o. Ä. geben. Während des Geocachings ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler innerhalb ihrer Gruppe immer zusammenbleiben. Niemand geht auf eigene Faust los! An der letzten Station kann ein zuvor versteckter Schatz darauf warten, von der ganzen Klasse gefunden und geteilt zu werden.
Was zeichnet das Geocaching aus?
- Außergewöhnliches Erlebnis: Die Lerninhalte werden mit dem prägenden Erlebnis verknüpft und bleiben somit nachhaltiger im Gedächtnis.
- Hoher Spaßfaktor und intrinsische Motivation der Schüler*innen durch spielerisches Lernen in der Natur.
- Förderung sozialer Kompetenzen: Nur wenn die Schüler*innen miteinander kooperieren und kommunizieren, kommen sie ans gemeinsame Ziel. Beim Geocaching sind Hilfsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Rücksichtnahme auf langsamere Mitschüler*innen, aber auch Durchsetzungsfähigkeit und Kompromissbereitschaft gefragt.
Mögliche Herausforderungen
- Es kann zu Konflikten innerhalb der Gruppe kommen (z. B. Meinungsverschiedenheiten bei der Wegrichtung). Wenn die Schüler*innen diese möglichst selbst lösen, können sie ihre sozialen Kompetenzen ausbauen.
- Konkurrenz zwischen den Gruppen kann durch unterschiedliche Aufgabenstellungen reduziert werden.
- Es gilt zu berücksichtigen, dass die Ausdauerfähigkeit der Schüler*innen stark variieren kann.
- Wenn ein Kind mit körperlicher oder motorischer Beeinträchtigung am Geocaching teilnimmt, sollte eine barrierefreie Route gewählt werden.
variation
- Geocaching-AG
- Als Methode der Schulsozialarbeit
- Als erlebnispädagogische Aktion auf einer Klassenfahrt, um die Klassengemeinschaft zu stärken
- Im Rahmen einer Projektwoche (z. B. zum Thema „Wald“)
Das Geocaching ist in der Schule vielseitig einsetzbar und auf nahezu jedes Unterrichtsthema anzuwenden.
Differenzierungsmoglichkeiten
Besonders Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten und einer geistiger Beeinträchtigung profitieren von den unmittelbaren Sinneserfahrungen beim Geocaching. Durch das selbstständige Problemlösen und originale Realbegegnungen können sie Lerninhalte besser aufnehmen, verarbeiten und behalten werden als beim wenig handlungsorienterten symbolischen Lernen. Denn „Selbstentdecken lehrt, Informationen so zu erwerben, dass sie für das Problemlösen weitaus fruchtbarer werden, als die Methode, etwas darüber zu lernen, den Stoff also als fertiges Endprodukt im Gedächtnis zu speichern.“ (Gudjons, 2014, S. 21)
Darüber hinaus wird das Geocaching dem Bewegungsdrang von Kindern und Jugendlichen mit Konzetrations- und Aufmerksamkeitsstörungen gerecht.
Bei der Gruppenbildung sollte die Lehrkraft im Auge haben, dass möglichst gemischte Teams mit leistungsschwächeren und leistungsstärkeren Schüler*innen zusammenarbeiten. So kann beispielsweise ein*e gute*r Leser*in die Quizfragen vorlesen und ein*e eher handlungsorientierte*r Schüler*in die Koordinaten eingeben.
tipps
GPS-Geräte und Koordinaten können oft in Touristeninformationen, Heimatvereinen oder Umweltbildungszentren ausgeliehen werden. Diese bieten auch buchbare Geocachingtouren, die von geschulten Mitarbeiter*innen angeleitet werden.
material
- 1 GPS-Gerät oder GPS-fähiges Mobiltelefon pro Gruppe (2-4 Personen)
- geladene Akkus
- Fragebogen mit Quizfragen
- evtl. ein Schatz (z. B. ein kleiner Edelstein für jede*n Schatzsucher*in)
Quellen
Gudjons, H. (2014). Handlungsorientiert lehren und lernen: Schüleraktivierung – Selbstständigkeit – Projektarbeit. (8., aktualisierte Auflage). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
Michl, W. (2015). Erlebnispädagogik. (3., aktualisierte Auflage). München: Ernst Reinhardt.